Bibliothek V.v.Weizsäcker, um 1941



Sonstige Schriften

Publikationen zu Viktor von Weizsäcker von Mitgliedern der Gesellschaft.

Gesundheit als Wandlungsfähigkeit. Viktor von Weizsäckers Beitrag zu einer kritischen Medizintheorie

Hans-Martin Rieger

(2023, 704 Seiten)

Jedes Verständnis von Gesundheit und Krankheit ist von Hintergrundvorstellungen abhängig, die medizintheoretisch und anthropologisch bedacht zu werden verdienen. Für die Medizin empfiehlt sich eine kritische Medizintheorie und ein anthropologisches Konzept auch um ihrer wissenschaftlichen Selbstständigkeit willen. Dieses grundlegende Anliegen kennzeichnet die Arbeit des Neurologen und späteren Ordinarius für allgemeine klinische Medizin Viktor von Weizsäcker (1886-1957) und ist von bleibender Aktualität. Die Untersuchung bietet eine Einführung in Weizsäckers Gesundheitsverständnis vor dem Hintergrund gegenwärtiger Diskussionen. Von da aus schreitet sie weiter zur Reflexion der wissenschaftlichen Grundlagen von Biologie und Humanwissenschaften und hinterfragt die Übernahme naturwissenschaftlicher Kategorien auf das Leben im Allgemeinen und auf den Menschen im Besonderen. Das Programm einer „Einführung des Subjekts“ erfordert eine Revision des biologischen und medizinischen Denkens.

Zentral wird die Grundstruktur des Verhältnisses eines Organismus bzw. eines leiblichen Subjekts zu seiner bedeutungsvermittelten Umwelt. Innerhalb dieser Struktur kommt Gesundheit als lebensgeschichtliche Kohärenz oder Responsivität zu stehen. Ermöglicht wird diese durch eine psychophysische Wandlungsfähigkeit des Organismus. Weizsäckers Forschungsimpuls für gegenwärtige Problemstellungen und Modellbildungen ist als beachtlich zu bewerten – und zwar gerade dann, wenn man die von ihm gefundenen oder behaupteten Grundstrukturen wissenschaftsgeschichtlich erschließt. Viele dieser Grundstrukturen sind nicht nur für eine heutige Grundlegung der Psychosomatik und für den Umgang mit den Neurowissenschaften, sondern auch für Versuche einer integrativen Medizin wegweisend.

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Grundfragen der Naturphilosophie.
Aus dem Nachlaß ergänzte Neuedition mit Materialien und Beiträgen

Rainer-M. E. Jacobi (Hrsg.), Viktor von Weizsäcker (Autor), Wolfgang Riedel (Mit-Hrsg), Ernst Ulrich von Weizsäcker (Einleitung)

(2023, 456 Seiten)

Viktor von Weizsäckers im Wintersemester 1919/20 vor Hörern aller Fakultäten an der Heidelberger Universität gehaltene Vorlesung bildet nicht nur die religionsphilosophische Grundlegung seiner Medizinischen Anthropologie, sie antwortet auch auf die geistige Krise jener Zeit mit einer neuen Ordnung, die eine sehr alte ist: die biblische Schöpfungsgeschichte. Am Leitfaden der Genesis geht es um das Verhältnis von Mensch, Natur und Gott – letztlich aber um das Urphänomen einer Gegensätzlichkeit, wie sie vom Schöpfungsbericht überliefert wird.

Mit den Fragen nach Himmel und Erde, nach Anfang und Ende, nach Sein und Nichts – schließlich nach Wahrheit und Lüge formieren sich die zentralen Denkfiguren des späteren Werkes. Die erstmals aus dem Nachlaß ergänzte und mit zeitgenössischen Materialien versehene Edition läßt sowohl die Herkunft der Vorlesung aus dem Gespräch mit Franz Rosenzweig als auch deren Nähe zum ostasiatischen Denken erkennen. Studien zur Ideengeschichte und Forschungslage dienen der kritischen Würdigung des Textbestandes.

Auf dem Weg zu einer ganzheitlich orientierten Bewegungstherapie: Eine philosophische Reflexion

Michael Utech

(2020, 312 Seiten)

Jedem humantherapeutischen Vorgehen liegen bestimmte zum Teil reflektierte, jedoch größtenteils unreflektierte Menschenbilder zugrunde. Gegenwärtig dominieren hier materialistische Annahmen. In diesem Buch werden verschiedene Menschenbilder aufgedeckt, differenziert, analysiert und hinterfragt.

Anschließend werden die theoretischen Erkenntnisse zur Fundierung der praktischen Arbeit einer ganzheitlich orientierten Bewegungstherapie genutzt. Sämtliche Überlegungen in diesem Buch sind für die klassische Physiotherapie und Ergotherapie anwendbar und dürfen als Anregung für diese verstanden werden.

Pathische Urteilskraft

Hartwig Wiedebach

(2014, 272 Seiten)

Pathische Urteilskraft ist für unser Wissen um den Menschen konstitutiv. Wie können wir in Denken und Tun sachgemäß urteilen, wenn uns das Leben eher widerfährt, als dass wir darüber verfügen? Das Menschliche zeigt sich nur dem, der sich am Leben beteiligt. So ist auch sein Urteil ein Lebensvollzug und folglich etwas Widerfahrendes. Die Bestimmung »pathisch« verweist auf dieses Nicht-Verfügbare. Gleichwohl werden wir, auch in Schmerz und dürfen. Die thematische Durchführung stützt sich auf eine medizinische Anthropologie. Ihr Umkreis sind die Debatten um Leiblichkeit und Geist.

Manche Beispiele entstammen der klinischen Erfahrung. Die Systematik erörtert Strukturen eines »pathischen Wissens« sowie eine personbezogene pragmatische Wissenschaftlichkeit. Sie liefert Bausteine für ein nuanciertes Verhalten in einem meist überkomplexen Alltag, mit dem wir sowohl theoretisch als auch praktisch unseren Frieden machen müssen.

Der Gestaltkreis von Viktor von Weizsäcker. Rezensions- und Rezeptionsgeschichte zu „Der Gestaltkreis. Theorie der Einheit von Wahrnehmen und Bewegen“

Przemysław Zybowski

(2013, 396 Seiten)

Die vorliegende Untersuchung widmet sich dem Hauptwerk des Arztes Viktor von Weizsäcker - „Der Gestaltkreis. Theorie der Einheit von Wahrnehmen und Bewegen“ -, das er im Jahre 1940 verfasst hat. Das Ziel dieser Untersuchung ist es, aufzuzeigen, in welchen Disziplinen der Gestaltkreis einen Niederschlag gefunden hat.

Damit soll die Wirksamkeit der Weizsäckerschen Theorie auf das Denken in der Medizin wie auch in anderen Fächern nachgewiesen werden.

Viktor von Weizsäcker - Warum vird man krank? - Ein Lesebuch

Herausgegeben von Wilhelm Rimpau. Mit einem Vorwort von Klaus Dörner und Wilhelm Rimpau. Band 5 der Reihe medizinHuman, herausgegeben von Dr. Bernd Hontschik.

(2008, 341 Seiten)

Am Anfang steht die Kinderfrage des Warum. »Warum wird man krank?« Dass der Mensch seine Krankheiten nicht einfach bekommt, sondern dass sie immer wieder in seine Lebensgeschichte eingewoben sind, dass also jede Krankheit auch seelische Dimensionen hat – diese Überlegungen ziehen sich durch das Werk Viktor von Weizsäckers. Nicht von ungefähr nannte er seinen ärztlichen Werdegang eine »Flucht vor der Schulmedizin«.

Der Arztphilosoph Viktor von Weizsäcker

Udo Benzenhöfer

(2007, 222 Seiten)

Viktor von Weizsäcker (1886–1957), Medizinprofessor in Heidelberg und in Breslau, war wohl der bedeutendste 'philosophische Arzt' Deutschlands im 20. Jahrhundert. Seit den Zwanziger Jahren setzte er sich für eine Medizinische Anthropologie ein, die das Subjekt ins Zentrum der Medizin stellt. Dementsprechend lautet der erste Satz seines bekanntesten Werkes 'Der Gestaltkreis' (1940): 'Um Lebendes zu erforschen, muß man sich am Leben beteiligen.'

Udo Benzenhöfer gibt einen kompakten Überblick über Leben und Werk von Weizsäckers und stellt seine richtungsweisenden Gedanken zu einer medizinischen Anthropologie heraus. Außerdem wird erstmals grundlegend das nicht unumstrittene Verhalten des Mediziners in der NS-Zeit analysiert.

Menschwerden in Beziehung

Stefan Emondts

(1993, 545 Seiten)

Diese Untersuchung widmet sich dem Werk des Arztes Viktor von Weizsäcker. Ihr Ziel ist es, dieses auf seine fundierende Anthropologie hin aufzuschließen. Veröffentlichtes sowie bislang noch unveröffentlichtes Schrifttum wird systematisch auf seinen anthropologisch relevanten Gehalt hin untersucht. Die systematisch gewonnenen anthropologischen „Kategorien“ Weizsäckers werden jeweils aus seinem Gespräch mit zeitgenössischen Medizinern und Philosophen geklärt. Dadurch tritt sowohl die Entwicklung Weizsäckers als auch sein genuiner Beitrag zu einer philosophischen Anthropologie zutage.

Im ersten Teil werden die Bestimmung des „Pathischen“ als Grundbestimmung des Mensch-lichen sowie weitere Schlüsselbegriffe (Nichtsein, Krisis, Logophanie, Eidologie, Geschöpflichkeit) geklärt, indem Weizsäckers Rezeption Freuds, Heideggers, Schelers, Rosenzweigs und Schellings untersucht wird. Der zweite Teil zeigt, wie Weizsäcker in der Auseinandersetzung mit dem Physiologen und Neukantianer von Kries einerseits und aus ärztlicher Erfahrung andererseits ein Zeitverständnis gewinnt, das dem Heideggers und Bergsons nahe steht.

In diesem Kontext erfährt auch der Terminus „Gestalt“ seine Klärung. Der dritte Teil untersucht, inwiefern Menschsein bei Weizsäcker als Vermittlung zwischen Leben und Tod zu begreifen ist. Dazu wird Rosenzweigs Unterscheidung von geschaffenem und erlösendem Tod herangezogen. Der vierte Teil würdigt Weizsäckers Überwindung der Leib-Seele-Dichotomie in der abend-ländischen Tradition (Platon, Augustinus, Descartes, Leibniz, Fechner, Freud) im Gedanken des Leibgeschehens, und der fünfte Teil bestimmt Intersubjektivität bei Weizsäcker als Re-flexion des Arzt-Patienten-Verhältnisses. Bezugspunkt ist die Dialogik Bubers, kritischer Horizont die Lévinassche Phänomenologie des Anderen.

Ausblickend wird Weizsäckers Frage nach einer neuen „natürlichen Theologie“ ausgezogen auf den Grundriss eines interdisziplinären Gespräches von Naturwissenschaft bzw. Medizin und Theologie.